Es gibt Tage, an denen scheint alles zu flutschen. Ganz so, als wäre man komplett mit Öl überzogen und gleitet widerstandslos, ohne Reibung durch den Tag. Dann läuft es und es könnte gar nicht besser sein. So wie gestern, als wir ein Highlight nach dem anderen zu sehen bekamen. Wasserfälle, Gletscher, ein Flugzeugwrack und Eisberge. Oder so wie heute, als wir nach der Nacht im Auto nach Hoffell fuhren, um ein Bad in den dortigen Hot Tubs zu nehmen.
Die Anlage ist zwar etwas in die Jahre gekommen, macht aber nichts, denn es lässt sich trotzdem wunderbar in den heißen Becken dahingammeln, ein Bier schlürfen und die Sicht auf die umliegenden Berge genießen.
Eine Umkleidekabine und ein WC sind vorhanden. Es gibt eine Box, in der man 500 ISK (€ 4) pro Pers. für die Hoffell Hot Tubs hinterlässt.

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Danach ging es, immer der Ringstraße entlang, bis nach Djúpivogur. Auf dem Weg dorthin sahen wir noch eine Herde Rentiere auf einer Wiese weiden und die Landschaft zwang uns ständig einen Stopp einzulegen und uns dem Panorama hinzugeben. Der Himmel zog zu, dunkle Wolken über uns, der schwarze Strand unter uns, umgeben von kargen Vulkangebirge und dem weiten Meer. Kaum ein Mensch war heute zu sehen, nur wir und die isländische Natur. Einsamkeit die glücklich macht.

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Die Unterkunft
Wir stehen an der Rezeption vom Hotel Framtid, das mitten im kleinen Dorf Djúpivogur und direkt am dortigen Hafen liegt. Wir haben eigentlich eine Nacht im angeschlossenen Hostel gebucht, bekommen aber ein Upgrade ins Hotel. Wir werden in Zimmer Nr. 9 schlafen, dort wo auch Islands erste Präsidentin (Vigdís Finnbogadóttir) schon übernachtet hat, wie wir erfahren. Präsidentensuite sozusagen. Wenns läuft, dann läuft’s.
Und man muss sagen, es ist echt schön hier. Die zwei Gemeinschaftsbäder, jeweils mit Toilette und Dusche sind wunderbar und wir freuen uns schon auf eine Nacht in einem richtigen Bett, in der Präsidentensuite. WiFi gibt es dazu und läuft ausgezeichnet.
Gezahlt haben wir für die Nacht 9600 ISK (€ 77).

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Blick um 1:00 Uhr nachts aus dem Fenster unseres Hotelzimmers. Im Sommer wird es nie dunkel auf Island.

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Der versteckte Hot Pot
Am Abend machen wir uns nochmal auf, kurz vor der Dorfeinfahrt sahen wir hinter einem Felsen Dampf aufsteigen und entdeckten so, eine verdammt gut versteckten Hot Pot.
Kein Mensch ist hier, wir ziehen uns bis auf die Badesachen aus, es ist saukalt, steigen langsam ins das heiße Becken, müssen uns erst an die Hitze gewöhnen und liegen kurze Zeit später komplett darin und blicken entspannt auf’s Meer hinaus. Wenns läuft, dann läuft’s.

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Zurück im Dorf kehren wir beim Campingplatz ein, wir können unseren Gaskocher heute eingepackt lassen, dürfen die dortige Küche benutzen und zaubern uns, gefühlt zum tausendsten Mal hintereinander, Nudeln mit Thunfisch.

Streitet ihr auch ab und zu?
Es gibt Tage, die möchte man am liebsten in die Tonne kloppen und vergessen. Als wäre man mit heißem Pech überschüttet worden und muss sich nun mit aller Kraft weiterschleifen.
Heute ist so ein Tag, zumindest der halbe davon und wer wissen möchte ob wir uns ab und zu mal streiten, ja natürlich, bleibt nicht aus und heute war besonders dicke Luft zwischen uns. Aber der Reihe nach.

Teigarhorn
Das alte Famhaus wurde 1882 hier errichtet und wird heute als Museum genutzt.

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Sveinsstekksfoss
Einen kurzen Abstecher machen wir zum ersten Wasserfall des Tages, dem Sveinsstekksfoss.
Koordinaten: 64.754144, -14.482125

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Folaldafoss Wasserfall
Von der Ringstraße zweigen wir auf die 939 ab und wechseln von Asphalt auf eine Schotterpiste. Weit kommen wir nicht, ein unsagbar schön gelegener Wasserfall zwingt uns förmlich zum Halt. Den Folaldafoss sollte man sich nicht entgehen lassen. Besonders wenn man ihn von oben fotografiert, sieht das gesamte Landschaftsensemble besonders spektakulär aus.
Koordinaten: 64.803746, -14.559223

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Die Straße ist gut in Schuss und die Aussicht lässt wiedermal keine Wünsche offen, selbst das Wetter ist heute relativ gnädig und lässt uns wissen, es gibt noch blauen Himmel hinter der grauen Wolkenmasse.
Vorbei an Schneefeldern, schafft unser kleiner Hyundai i10 die Steigung bis auf den Pass mühelos und danach geht es vorbei an weiten Wäldern und immer wieder voll in Blüte stehenden Lupinenfelder.

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Wusstet ihr …
Dass die Lupine eigentlich keine heimische Pflanze auf Island ist? 1945 wurde sie auf die Insel gebracht, um die Bodenerosion zu verhindern und in weiten Teilen ist dies auch gelungen. Von Anfang Juni bis Ende Juli sind weite Flächen aus einem Meer von violetten Blüten bedeckt. Leider werden dadurch aber einheimische Pflanzen wie Moose und Flechten verdrängt. Nun wird versucht, zumindest an manchen Orten, die Lupine wieder loszuwerden.

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Egilsstaðir
Egilsstaðir ist eine der größeren Ortschaften auf Island und im dortigen Netto Supermarkt kaufen wir uns Würste und Kartoffelspalten. Heute wollen wir uns was deftiges gönnen und preislich hält sich das bevorstehende fürstliche Mahl auch ganz gut. Dass wir uns wenige Stunden später gegenseitig kein Wort mehr zu sagen haben werden, ahnten wir an der Stelle noch nicht.
Bevor wir uns allerdings ans kochen machten, fuhren wir noch raus an die Küste, bis nach Bakkagerði.

Papageitaucher beobachten
Etwa 1 1/2 Stunden von Egilsstaðir entfernt, befindet sich die Papageientaucher Beobachtungsstation Hafnarhólmi.
Es geht wieder über Schotterstraßen und rauf in die Berge. Die Temperatur sinkt auf 4° C und die Sicht ist dort oben fast Null.

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Aber es zahlt sich aus, denn von Mitte April bis Mitte August brüten hier diese wunderschönen Vögel und man kann sie von ganz Nahem beobachten. Sehr toll wenn sie mit kleinen Fischen im Schnabel rumstehen oder aus ihrem Höhlennest rein und raus watscheln.

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Eine Raststation neben der Straße, in der Hütte befindet sich ein Getränkeautomat und ein lebensnotwendiger Automat mit Totenkopffiguren. Draussen auf der Terrasse kann man es sich „gemütlich“ machen.

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Der Schock – Die Stimmung ist am Boden
Zurück in Egilsstaðir suchen wir uns einen schönen Platz, um unser Festmahl zuzubereiten. Als wir den Kofferraum öffnen und einen ersten schnellen Blick reinwerfen, beginnen darin zu kramen und immer panischer werden, die Dinge umher zupacken, merken wir schließlich, dass wir knietief in der Scheisse stecken.
Der Topf, das Teller und das Besteck sind nicht mehr da! So eine Dreckscheisse, echt jetzt. Das durfte keinesfalls passieren, essen gehen ist viel zu teuer, würde unser Budget komplett sprengen. Wir waren auf diese Dinge sowas von angewiesen. Worst case Szenario. Ein Supergau für uns. Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt, jeder gibt dem anderen die Schuld, die Sachen gestern in der Campingplatzküche stehen gelassen zu haben. Wir reden kein Wort mehr miteinander, eine Lösung muss trotzdem her.
Wir fahre zum nächsten Campingplatz und fragen nach einem Topf, neu oder gebraucht ist uns egal aber Fehlanzeige. Auch an der Tankstelle ist nichts zu finden. Wir sind am Arsch.
Wütend und stumm sitzen wir nebeneinander im Auto und statt der erhofften Würste mit Kartoffelspalten, gibt es trockenes Knäckebrot mit Käse zum Abendessen.

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Die Unterkunft
Zu allem Überfluss müssen wir die Nacht wieder im Auto verbringen. Auf dem Parkplatz der N1 Tankstelle in Egilsstaðir. Wenns hackt, dann hackt’s.
Auf die Toilette gehen wir in der Nacht noch auf dem Campingplatz, dort wo wir vorhin wegen eines Topfes waren. Werfen einen Blick in die Küche, ob vielleicht doch einer rumsteht. Wir sind zu allem bereit, das muss dieser Überlebensinstinkt sein.
Haben dann aber doch nichts gefunden und sind wortlos auf dem Parkplatz in dem verdammten Miniauto eingeschlafen.
Kostenpunkt, 0 ISK.
Manche Tage kann man echt vergessen.

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